Florian Wellbrock war ein bisschen ratlos. Ohne Olympia-Ticket über 800 m Freistil kletterte Deutschlands Schwimmstar als deutscher Meister aus dem Becken in Berlin. Den Titel hatte er sich zwar gesichert - beim angepeilten Startplatz für Paris musste er jedoch Oliver Klemet den Vortritt lassen.
"Die Enttäuschung geht ein bisschen mit einer Ratlosigkeit einher", sagte Wellbrock, der am Freitag in 7:50,82 Minuten als Erster anschlug: "Ich habe gemerkt, dass ich hintenraus noch einmal gut mobilisieren konnte, aber das Tempo auf der Strecke an sich ist viel zu langsam, und das kann ich mir aktuell überhaupt nicht erklären, weil das etwas ganz anderes widerspiegelt, als das, was ich im Training gemacht habe."
Großes Lob für Oliver Klemet
Zwar verwies der Magdeburger seinen Konkurrenten Klemet (7:51,92) im direkten Duell in der Hauptstadt auf den zweiten Platz, doch der Frankfurter hatte in der vergangenen Woche bei einem Wettkampf mit einer Zeit von 7:46,03 Minuten vorgelegt. "Der Kerl hat eine wahnsinnige Entwicklung hingelegt", sagte Wellbrock anerkennend: "Der Junge holt so viel aus seinem Körper heraus", das sei auch "ein Stück weit inspirierend".
Zwei Chancen auf sein drittes Olympia-Ticket hatte Wellbrock bereits zuvor vergeben. Sowohl bei der WM im vergangenen Sommer in Japan, als auch bei den Titelkämpfen in Doha vor zwei Monaten war der 26-Jährige im Vorlauf gescheitert und hatte damit das vorzeitige Ticket verpasst. Das hatte sich stattdessen Sven Schwarz (Hannover) mit seinem vierten Platz im Finale von Katar gesichert.
Nun bleiben Wellbrock zwei Einzelstarts in Paris. Für das Freiwasser-Rennen über 10 km hatte er sich mit seinem WM-Doppeltriumph 2023 in Fukuoka bereits qualifiziert, das Ticket über die 1500 m Freistil hatte er mit seiner Silbermedaille in Doha im Februar gelöst.
Wellbrock träumt von weiteren Olympia-Medaillen
"Ich träume natürlich von Medaillen", sagte Wellbrock mit Blick auf Olympia zuversichtlich: "Dafür arbeiten wir jeden Tag." Als WM-Dritter des vergangenen Jahres wird auch Klemet über die 10 km in Paris an den Start gehen, zudem sicherte er sich einen Startplatz über 400 m Freistil und nun auch über die doppelte Distanz.
Ihren Startplatz über 1500 m verteidigte Leonie Märtens als Dritte (16:12,48) beim Sieg der WM-Dritten und bereits qualifizierten Isabel Gose (15:52,02). Die jüngere Schwester von Lukas Märtens war in der vergangenen Woche bereits 16:02,99 Minuten geschwommen, diese Zeit unterbot in Berlin keine andere Athletin.
Auch der deutsche Rekordhalter Josha Salchow sicherte sein Olympia-Ticket über 100 m Freistil als deutscher Meister ab (48,33 Sekunden), ebenso wie Brustschwimmer Melvin Imoudu auf der gleichen Distanz (Potsdam/59,15 Sekunden).